Saturday, December 17, 2011

Nachruf fuer Billie Jo Spears

Im Alter von 74 Jahren verstarb am Mittwoch Morgen (14.12.2011) die Country-Musik Sängerin, Billie Jo Spears im Alter von 74 Jahren in der Nähe von Houston an den Folgen von Krebs.


Billie Jos Karriere kann in drei Phasen eingeteilt werden: eine erste, in der ihr vorwiegend eine Rolle als Honky Tonk Sängerin zugeordnet wurde, eine zweite in der sie von modernern "städtischen" Countryklängen begleitet, ihren grössten und einzigen Nummer-Eins-Hit "Blanket On The Ground" feiern konnte, und musikalisch bishin zu einer Neuaufnahme des Gloria Gaynor Hits" I Will Survive" expandierte. Die dritte Phase war meist als nostalgischer Pop-Country Akt, in Europa und in Branson, Missouri, wo sie ihre alten Hits und berühmte Cover Songs zum Besten gab.


Die frühen Jahre


In seinem Email zum Tode von Spears, schrieb Doug Davis von Country Music Classics, "sie war die Tochter eines Lastwagenfahrers. Ihre Mutter war Schweisserin in den Werften und eine Gitarristin in der Western Swing Band, "Light Crust Doughboys".
Geboren wurdes sie als Billie Jean Spears in Beaumont (Texas) am 14. Januar 1937. Dreizehnjährig begann sie professionell zu singen und war Teil eines Festivals im Keel Auditorium in Houston. Mit der Hilfe des berühmten Liederschreiber und Talentsuchers Jack Rhodes ("Satisfied Mind"), landete sie in der legendären "Louisiana Hayride" Radio-Show in Shreveport und erlangte dadurch einen Vertrag mit der Plattenfirma Abbott Records (für die auch Johnny Horton und Jim Reeves aufnahmen). Eine erste Single (geschrieben von Rhodes) "Too Old For Toys Too Young For Boys" wurde unter dem Namen Billie Jean Moore 1953 veröffentlicht. Nach Colin Larkin in der Encyclopedia of Popular Music, verdiente sie mit dieser ersten Aufnahme 4'200 Dollar.
Rhodes und Steel-Gitarrist Pete Drake überzeugten sie nach Nashville zu ziehen, wo sie mit United Artist Records 1964 einen Vertrag unterschrieb, aber keine ihrer Songs gelang der Einzug in die Hitparade. Als ihr Produzent, Kelso Herston zu Capitol Records wechselte, folgte sie ihm und sie begann erste, kleinere Hits zu verbuchen und endlich gelang es ihr mit dem von Gene Crysler verfassten Lied "Mr. Walker It's All Over" in die Top-Ten (#4) der Country Hitparade vorzustossen.



Ihren ersten Top-Ten Erfolg über eine emanzipierten Sekretärin, die kündigt und ihrem Boss sexuelle Belästigung vorwirft, folgte sie mit der Dallas Frazier Komposition "Stepchild" (#43), über ein missbrauchtes Stiefkind, das schlussendlich den Stiefvater umbringt. Andere Lieder, die Probleme anprangerten, waren "Pittsburg General" (erneut aus der Feder von Crysler), in dem sie das Los einer Krankenschwester besingt, und das von Walter Woodward verfasste "Marty Gray" über eine Schwangerschaft eines Teenagers.









Obwohl einige der Songs eher anomal waren, wie das von Doris Hamilton / Ann C. Kiker verfasste "Get Behind Me Satan And Push" waren die musikalischen Arrangements durchaus traditionell. Country Music: The Rough Guide meinte, dass Billie Jo's kecke Stimme an Loretta Lynns Stil erinnern würde. Aber Spears war nicht die einzige, die so schubladisiert wurde, hört Euch etwa Jeannie C. Rileys Hit "Harper Valley P.T.A." oder etliche andere Songs von Sängerinnen der späten 60er Jahre an.
1976 in einem Interview mit Jack Hurst für seine Kolumne, wurde Billie Jo Spears wie folgt zitiert: "All diese anomalen Songs machten mir Angst, ich wollte nicht in eine gewisse Rolle gezwängt werden." Zu dieser Zeit war es für eine Sängerin immer noch schwer sich in der dominanten Männerwelt zu behaupten. "Die Leute waren sich gewohnt Loretta oder Tammy Wynette mit ihren Balladen anzuhören. Aber wir anderen, auch wenn die Aufnahmen noch so gut waren, stiessen auf taube Ohren, die Leute wollten nur Loretta und Tammy."
Hier ist ein Beispiel einer Ballade, die es verdient gehabt hätte, zum Hit zu werden, das von Jack Rhodes verfasste "Home Loving Man" aus Billie Jo Spears erstem Album "The Voice Of Billie Jo Spears."



1970 war sie Teil des "Capitol Country Caravans" (Künstler von der gleichen Plattenfirma auf Tournee) und tourte zum ersten Mal durch Europa. Und obwohl sie immer noch Songs in der Hitparade hatte, begann ihr erster Ruhm zu verblassen. Zudem musste sie zweimal wegen Stimmbandproblemen operiert werden, um Knötchen und Polypen zu entfernen.


Die Hit-Jahre


1975 wechselte Herston zurück zu United Artist und nahm sie, nachdem sie sich vollständig erholt hatte, unter Vertrag. Kurz darauf wurde er allerdings vom Produzenten und Plattenboss Larry Butler ersetzt. Dieser wechselte Spears' Material und verordnete einen mehr städtischen (Countrypolitan or Nashville) Sound. Butler war mit dieser Mischung auch mit Dottie West, Crystal Gayle, Jean Sheperd und Kenny Rogers erfolgreich.


Eine erste vom Pop-Sänger Bobby Goldsboro verfasste Single "See The Funny Little Clown", brachte sie in die Charts zurück.  Ein Jahr spaeter konnte Billie Jo, mit dem von Roger Bowling geschriebenen "Blanket On The Ground"  - trotz ihrer ursprünglichen Weigerung den Song aufzunehmen - ihren ersten und einzigen Nummer-Eins Erfolg feiern. Der Erfolg schwappte auch über den Atlantik und gab ihr gar ihren ersten Top-Ten Hit (#6) in der britischen Hitparade. (Die hier gezeigte Live-Version wurde 1979 in der Wembley Arena ausserhalb von London aufgezeichnet.)



In den nächsten acht Jahren erreichte sie die Top-40 der Country-Hitparade 19 mal und war eine der beständigsten Country Künstlerinnen der späten 70er Jahre. Mit "What I've Got In Mind" (Kenny O'Dell) und "Misty Blue" erreichte Billie Jo die Top-5; letzterer war von Bob Montgomery ursprünglich für Brenda Lee komponiert worden, sie lehnte ab, Wilma Burgess hatte einen ersten Hit (#4/66) damit. "If You Want Me" (#8/77) war Billie Jos letzter Top-10 Hit. Und obwohl die Arrangements nun mehr pop-orientiert waren, behielt sie ihre vom Texas Twang geprägte, schmollende Stimme und gewann 1976 den Most Promising Female Vocalist Preis (vielversprechendste Saengerin) von der Acadamy of Country Music (ACM).



Einige der anderen Songs, die sie für UA aufnahm und mit denen sie in der Hitparade landete, waren "Stay Away From The Apple Tree (#20/75)", "Silver Wings And Golden Rings (#20/75)", "Sing Me An Old Fashioned Song" (erschien nur in der britischen Hitparade),  "Too Much Is Not Enough (#18/77)", "Lonely Hearts Club (#18/77)", "'57 Chevrolet (#16/78)" und gar eine Neuaufnahme des Gloria Gaynor Klassikers "I Will Survive (#21/79)."
Mit Del Reeves nahm sie 1976 auch ein Duett-Album "By Request" auf, die einzige Single "On The Rebound" (wr. by Larry Atwood/Charlie Craig) aus diesem Album, erreichte Platz #29 in der Hitparade.



Dank ihrer starken, kecken Stimme und ihrem resoluten Auftreten, nahm Spears kaum Material auf, das die Frau in der Opferrolle sah.  Sie stand mit beiden Füssen auf dem Boden, wenn sie Lieder, wie "Never Did Like Whiskey (#18/76)" "I'm Not Easy (#11/77)", "I've Got To Go (#17/78)", "Standing Tall (#15/79)" und eine Neuaufname des Tammy Wynette Hits "Your Good Girl Is Gonna Be Bad (Glenn Sutton/Billy Sherrill)" aufnahm.



In späteren Jahren


"Your Good Girl's Gonna Be Bad" war Spears letzter Top-20 Hit im Jahre 1981, danach trennte sie sich von United Artist. Zuweilen spielte sie für kleinere, unabhängige Plattenfirmen, einige davon gar in Grossbritannien und Irland, Alben ein. Intensiv begann sie auch in Europa zu touren, war mehrmals beim, von Mervyn Conn geschaffenen "International Festivals of Country Music" zu Gast. Über die 23jährige Laufgeschichte und dank der Expansion des Festivals ins damals noch kommunistische Polen, in die skandinavischen Laender Schweden und Finnland, sowie nach Deutschland und in die Schweiz, wurde sie zu einem bewunderten Star. Dass sie oft sehr umgänglich war, sich mit ihren Fans traf, um Schnappschüsse zu machen oder Autogramme zu geben, machte sie zu einem Publikumsfavoriten in Europa. .
Einige ihrer europäischen Alben wurden gar am Fernsehen massen-vermarktet und die Alben bei Firmen wie Prism Leisure, EMI Gold, K-Tel oder Platinum waren oft Kompilationen ihrer eigenen Hits sowie Neueinspielungen von Hits anderer Künstler wie Buffy Sainte-Marie, James Taylor, Peggy Lee, Dionne Warwick, Dolly Parton und Lynn Anderson, um nur einige zu nennen.
Fast sämtliche Live-Videos in diesem Blog stammen aus Europa, wo es Billie Jo Spears gelang, eine anhängliche Fan-Gemeinde aufrecht zu erhalten. In den 90er Jahren wurde sie vom britischen Magazin Country Music People gar als "Queen Mother of Country Music" (Königinmutter) bezeichnet.
Die beiden folgenden Clips mit Aufnahmen einiger ihrer früheren Hits stammen aus TV Shows in Grossbritannien und Irland - "What I've Got In Mind" und "'57 Chevrolet." Den letzten Clip nahm sie vor zwei Jahren auf.






Erneut war sie, mit der irischen Country Sängerin Philomena Begley, auch dieses Jahr in Grossbritannien unterwegs. Fuer nächsten Mai (2012) war ebenfalls eine  Tournee unter dem Begriff "Ladies of Country" in mehrere Staedte geplant. Mit von der Partie sollte auch Jeannie C. Riley ("Harper Valley P.T.A."), die irische Country Sängerin Sandy Kelly und die englische Steel-Gitarristin Sarah Jory sein.
Eine Übersicht zu den Plattenaufnahmen von Billie Jo Spears findet man in dieser Diskographie. Spears war fünfmal verheiratet. Angaben zur Beerdigung, sind beim Verfasssen dieses Artikels noch nicht vorhanden.

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